Ernährungsbildung
Ernährungsbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie beginnt von klein auf in der Familie und setzt sich fort in den Betreuungseinrichtungen für Kinder, in den Schulen und später in der Erwachsenenbildung.
Die Ernährungsbildung in Bayern setzt ihre Arbeitsschwerpunkte auf die Zielgruppen Junge Eltern/Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren ergänzt um die im Jahr 2020 aufgenommene Zielgruppe Frauen in der Schwangerschaft und auf die der Generation 55plus. Daneben werden Bildungsmaßnahmen umgesetzt mit dem Ziel, die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern. Einen besonderen Stellenwert nimmt darin die Reduktion von Lebensmittelverschwendung ein.
Zielgruppenorientierte Angebote des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF)
Netzwerk „Junge Eltern/Familien“ flächendeckend an allen 32 Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF)
Kinder von klein auf an eine gesunde Ernährung heranzuführen und zu mehr Bewegung zu motivieren ist Ziel des Netzwerkes „Junge Eltern und Familien“. Es vereint Akteure und Multiplikatoren, um koordiniert im Lebensumfeld der Familien anzusetzen. Dieses Bildungsangebot erreicht alle sozialen Schichten einschließlich Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund.
Im Jahr 2022 konnten in Bayern 1 518 Veranstaltungen durchgeführt werden. Sie verteilen sich mit 938 Veranstaltungen auf den Themenbereich Ernährung und mit 580 Veranstaltungen auf den Themenbereich Bewegung. Bezogen auf die Art der Darbietung sind Präsenzformat und Onlineformat zu gleichen Teilen vertreten. Erreicht wurden insgesamt rd. 13 800 Eltern: 6 060 Teilnehmer besuchten die Präsenzveranstaltungen; 7 730 Personen nahmen an den Onlineveranstaltungen teil. Im Jahr 2022 konnten die Veranstaltungszahlen (1 518) für das Bildungsangebot Junge Eltern und Familien gesteigert werden (Anstieg um 47 % im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum).
Anzahl der Maßnahmen „Junge Eltern und Familien“ – Themenbereich Ernährung
n = 938, in Prozent – Schaubild 1 in höherer Auflösung
Anzahl der Maßnahmen „Junge Eltern und Familien“ – Themenbereich Bewegung
n = 580, in Prozent – Schaubild 2 in höherer Auflösung
Die unterstützenden niederschwelligen Fotobroschüren zur Säuglingsernährung sowie zur Kleinkindernährung und zur Bewegungsförderung von Babys und Kleinkindern zeigen eine konstant hohe Nachfrage von inzwischen knapp 210 000 abgerufenen Exemplaren. Dies verdeutlicht, dass die Publikation mit nahezu textfreier Gestaltung eine echte Wissenslücke schließt. Davon profitieren auch Multiplikatoren wie Koordinierende Kinderschutzstellen (KoKi) an bayerischen Landratsämtern, Hebammen, Kinderärztinnen und Kinderärzte, Geburtskliniken oder Bildungseinrichtungen in Bayern.
Das zum Kindergartenjahr 2014/2015 flächendeckend eingeführte Angebot „Gesund und fit im Kinder-Alltag – Sechs Wege zur kindgerechten Ernährung und Bewegung“ richtet sich an Familien mit Kindern von drei bis sechs Jahren. Das Bildungsangebot für Eltern mit Kita-Kindern baut auf den bestehenden Angeboten für die jungen Familien auf und sorgt so bis zur Einschulung für eine durchgängige Ernährungsbildung und Förderung der Alltagsbewegung. Alleinstellungsmerkmal dieses Angebotes ist es, dass die Eltern mit den Kindern gemeinsam angesprochen werden.
Im Kita-Jahr 2022/2023 nahmen 5 514 Kinder und 5 656 Eltern an insgesamt 181 Maßnahmen in 94 Kitas teil. Von den 181 Maßnahmen entfielen 108 auf das Modul Frühstücks-/Brotzeittage, 44 Maßnahmen auf das Modul Besuch auf dem Bauernhof und 29 auf das Modul Wanderung mit Picknick.
Anzahl der durchgeführten Module aus „Gesund und fit im Kinder-Alltag“
im Kita-Jahr 2022/2023
n = 181, in Prozent – Schaubild 3 in höherer Auflösung
Die Veranstaltungen finden entweder in der Kita statt (Modul Frühstücks-/Brotzeittage) oder an Orten außerhalb der Kita, z. B. auf dem Bauernhof (Modul Komm wir gehen auf den Bauernhof) oder einem angrenzenden Außengelände (Modul Wanderung mit Picknick).
Netzwerk „Generation 55plus – Ernährung und Bewegung“
Das Netzwerk „Generation 55plus – Ernährung und Bewegung“ wurde zunächst als Modellprojekt erprobt und zielt darauf ab, Menschen in der zweiten Lebenshälfte Anregungen für die Umsetzung eines gesunden Lebensstils zu geben. Zu Beginn 2018 wurde der erfolgreich erprobte Ansatz als reguläre Aufgabe an zehn ÄELF in Bayern eingeführt. Die 14 Kursangebote des Netzwerkes werden seitdem stetig um weitere Angebote ergänzt. Zum Beispiel zielen einzelne Angebote für ausgewogene Ernährung speziell auf Themen wie Herz- und Knochengesundheit ab. Die Angebote für ein ausreichendes Maß an Bewegung decken Themenbereiche wie Trittsicherheit genauso ab wie Strategien, um den gesamten Alltag bewegungsreicher zu gestalten (z. B. Mit Kraft und in Balance – Aktiv und standfest mitten im Leben). Im Vordergrund steht auch hier die Gesunderhaltung des Herzkreislaufsystems sowie des gesamten Bewegungsapparates, um Mobilität bis ins hohe Alter ermöglichen zu können.
Zusätzlich zu vorgenannten Grundmodulen wurden für die Zielgruppe 55plus Angebote für die betriebliche Gesundheitsvorsorge sowie für das Thema Nahrungsergänzungsmittel entwickelt.
Ein spezielles Programm für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenzerkrankung wurde nach der erfolgreichen Modellprojektphase im Jahr 2022 ins Netzwerk Generation 55plus aufgenommen. Bereits im Jahr 2022 konnten insgesamt 233 Veranstaltungen durchgeführt werden; im Jahr 2023 waren es 349. Damit wurde der durch die Pandemieeinschränkungen bedingte Rückgang der Veranstaltungen in den Vorjahren mehr als aufgeholt. Die Teilnehmerzahlen lagen in den Jahren 2022/2023 mit 3 202 bzw. 5 483 ebenfalls deutlich über dem Vorjahresniveau. Am stärksten nachgefragt wurden die Angebote „Ernährung ab der Lebensmitte“ sowie „Ernährung für ein starkes Herz“. Im Bereich Bewegung waren Spitzenreiter die Themen „Bewegung für ein starkes Herz“ sowie „Kraft und Balance“.
Ernährungsbildungsangebote für Schulen zur Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln
Im Rahmen der Alltagskompetenzen stehen den Grund- und Förderschulen die vom Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) erarbeiteten Unterrichtsmaterialien „Wissen, wie´s wächst und schmeckt“, „Lebensmittelfreunde“ und „Sinnesparcours – Auf die Sinne fertig los“ zur Verfügung. Die Durchführung in den Schulen übernehmen seit dem Schuljahr 2022/2023 die von den ÄELF geschulten Referenten oder die Lehrkräfte selbst.
„Ernährungshandwerk erleben – Lebensmittel begreifen“ für Mittel- und Realschulen
Schüler erhalten Einblick in die Herstellung bayerischer Spezialitäten beim Ernährungshandwerker und lernen Lebensmittel in verschiedenen Facetten kennen. Dazu dienen die vom KErn erstellten Unterrichtsmaterialien, die Umsetzung durch die Lehrkraft und der Besuch beim Ernährungshandwerker. Bei diesem Bildungsprogramm steht die aktive Einbindung der Schüler in den Produktionsablauf des Ernährungshandwerks im Mittelpunkt.
Zum Beginn des Schuljahres 2022/2023 wurde die Aufgabe an die neu errichteten Bereiche 6 der Bezirksregierungen übertragen. Diese schulten in den Jahren 2022 und 2023 weitere Handwerksbetriebe; somit stehen Ende 2023 für das Programm bayernweit insgesamt 175 geschulte Handwerksbetriebe zur Verfügung. Am häufigsten vertreten sind das Bäcker- und Konditorenhandwerk, gefolgt vom Metzgerhandwerk an zweiter Stelle.