Ernährungspolitik
Ziel des vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) entwickelten „Konzepts Ernährung in Bayern“ ist die gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung mit regionaler Prägung.
Übergewicht und Adipositas sind Mitursachen für viele Beschwerden und können die Entwicklung chronischer Krankheiten begünstigen. Die Bundesregierung hat sich die Weiterentwicklung des „Nationalen Aktionsplans zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten“ und der zugrundeliegenden Ziele ab dem Jahr 2021 vorgenommen.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Mikrozensus im Jahr 2022 zeigte, dass rd. 44 % der Männer und 27 % der Frauen in Bayern übergewichtig sind (BMI zwischen 25 und 30). Stark übergewichtig (adipös, BMI größer 30) sind rd. 17 % der Männer und 13 % der Frauen. Die erhobenen Daten bestätigen den Trend zur Gewichtszunahme (Übergewicht und Adipositas = schweres Übergewicht) in Bayern bei beiden Geschlechtern.
Die vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zum Schuljahr 2019/20201) erhobenen Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen geben an, dass 5,1 % der Kinder zum Zeitpunkt des Schuleintritts Übergewicht haben; schweres Übergewicht (Adipositas) blieb unverändert beim Stand von 3,4 %. Somit stagnieren die Raten an Übergewicht bei den Schuleingangsuntersuchungen in Bayern seit Jahren auf einem moderaten Niveau.
Mit dem „Konzept Ernährung in Bayern“ – ergänzt um Projekte aus dem Bayerischen Präventionsplan – werden konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld Ernährung und Bewegung umgesetzt in Anlehnung an den Nationalen Aktionsplan.
Bayernweite Präsenz
Um das „Konzept Ernährung in Bayern“ effektiv umsetzen zu können, setzt das Staatsministerium einerseits auf Vor-Ort-Präsenz in der Fläche und andererseits auf gebündelte Kompetenz.
Daher sind an allen 32 Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Ansprechpartner für Ernährung tätig, die gemeinsam mit weiteren Experten im Dienstgebiet zielgruppenorientierte Bildungsangebote im Bereich Ernährung und Bewegung entwickeln und Angebote zur Wertschätzung von Lebensmitteln durchführen.
Die acht Sachgebiete Gemeinschaftsverpflegung an den ÄELF unterstützen in ihrer Hauptaufgabe bayernweit alle Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung von den Kitas über Schulen und Betrieben bis hin zu Senioreneinrichtungen darin, ihr Angebot gesünder, nachhaltiger und wertgeschätzter zu gestalten.
Die Sachgebiete 62 an den sieben Bezirksregierungen übernehmen seit Dezember 2018 in der Ernährungsbildung die Koordinierung und Aufgaben aus Controlling, Qualitätssicherung und Vernetzung.
Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) bündelt Wissen rund um die Ernährung in Bayern, konzipiert Fachveranstaltungen, unterstützt die Ernährungswirtschaft in Bayern und begleitet die ÄELF in allen fachlichen Fragen. Im Arbeitsprogramm greift KErn gesellschaftsrelevante Themen auf.
Exemplarisch zeigt sich die Arbeit des KErn an zwei Aufgabenstellungen:
Mythen und Fakten um Lebensmittel – Der Ernährungsradar klärt auf
Im September 2023 ging die Wissensplattform „Ernährungsradar“ online. Partner im Projekt sind neben dem KErn, die Universität Bayreuth und die Akademie für Neue Medien in Kulmbach.
Der „Ernährungsradar“ präsentiert fundierte Informationen übersichtlich in drei verschiedenen Sparten: E-Thema, E-Test und E-Tutor.
1. E-Thema: Diese vom KErn betreute Rubrik fungiert als Rechercheplattform für Journalisten und Redaktionen zu ausgewählten Ernährungsthemen. In dieser Sparte ist der aktuelle wissenschaftliche Forschungsstand von Ernährungsthemen zu finden. Hier gibt es beispielsweise einen Einblick in die Debatte zwischen wichtigen Akteuren der Ernährungsszene. Neben verlässlichen Zahlen und Grafiken lassen sich Ansprechpartner für Interviews sowie Links zu weiteren Quellen auffinden. Sie bildet den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand ab und bietet passende Interviewpartner sowie Infografiken und Statistiken.
2. E-Test: Für diesen Bereich nimmt das KErn Bestseller und Sachbücher, Videos, Blogbeiträge oder Portale mit Ernährungsinfos unter die Lupe. Hier werden verschiedene Kriterien untersucht und erklärt wie beispielsweise: Wie seriös sind die Infos? Wer sind die Macher? Woher kommt das Geld?
3. E-Tutor: Die Betreuung erfolgt durch die Universität Bayreuth und die Akademie für Neue Medien. E-Tutor richtet sich mit multimedialen Inhalten an eine breite Zielgruppe. Zum Start des Portals werden Erklärvideos zum Einfluss der Ernährung auf das Klima, zu Nudging-Strategien oder zum Konsum von Zucker gezeigt. Eine Mediathek bündelt Links zu interessanten Ernährungsvideos externer Anbieter.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Bayerischer Fachkongress Kita- und Schulverpflegung 2022
Die Fachstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern am KErn organisierte im Jahr 2022 den Bayerischen Fachkongress „So kann Nachhaltigkeit allen schmecken“, um Zusammenhänge, aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen in der Kita- und Schulverpflegung ganzheitlich abzubilden.
Ziel des Fachkongresses war, den teilnehmenden Entscheidungsträgern aus Politik, Behörden, Verbänden und Wissenschaft deutlich zu machen, wie der Genuss von Speisen Wertschätzung für die Verpflegung generiert und so für die Verwendung von regionalen und ökologischen Lebensmitteln begeistert. Rd. 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor Ort in München präsent, weitere 230 Interessierte verfolgten per Livestream die Veranstaltung.
Die Kita- und Schulverpflegung ist ein wichtiger Hebel, um mehr regionale und ökologische Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung in Bayern zu etablieren. In der Umsetzung der Verpflegung lässt sich die Nachhaltigkeit steigern und alle Beteiligten können Genussbotschafter sein. So kann gelungene Kita- und Schulverpflegung auch zum Genussort werden. Der Fachkongress ermutigte alle Akteure, Veränderungen anzugehen und sich gegenseitig zu vernetzen, um Botschafter für Genuss und Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung zu sein.
Weitere Informationen zum Fachkongress finden Sie hier.
1) In den Jahren 2020 bis 2022 wurden coronabedingt keine Daten durch Schuleingangsuntersuchungen erhoben. Daten zum Schuljahr 2022/23 wurden erhoben, aber noch nicht ausgewertet.