https://agrarbericht.bayern.de/politik-strategien/digitalisierung.html

Digitalisierung

Zentrales Anliegen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus ist es, die relativ kleinstrukturierte bayerische Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft an den Entwicklungen der Digitalisierung teilhaben zu lassen, damit sie wettbewerbsfähig und zukunftsfähig bleibt. Möglichst allen Betrieben soll es möglich sein, von den Chancen der Digitalisierung zu profitieren und deren Risiken realistisch einzuschätzen. Digitale Werkzeuge können helfen, Vermarktung, Arbeitsbedingungen, Ressourceneffizienz sowie die Haltungsbedingungen von Nutztieren zu verbessern. Dadurch soll die Digitalisierung auch einen Beitrag zu einer größeren Akzeptanz der Land- und Forstwirtschaft innerhalb der Gesellschaft leisten.

Entsprechend diesen Zielen werden folgende konkrete Maßnahmen umgesetzt:

Landwirtschaft

Landwirtschaftliche, wein- und gartenbauliche Betriebe werden bei der Anschaffung von innovativen Technologien im Rahmen des Bayerischen Sonderprogrammes Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) unterstützt.

Zur neutralen Bereitstellung von Wissen und Informationen rund um digitale Landwirtschaft, Forst und Ernährungswirtschaft wurden folgende Maßnahmen initiiert:

Im Bereich Landwirtschaft ist das 2018 eröffnete Digitalisierungszentrum der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Ruhstorf a. d. Rott inzwischen zu einer „Farm der Zukunft“ geworden. Mithilfe von Feldrobotern, Sensoren und anderen digitalen Technologien wird hier an den Pflanzenbausystemen der Zukunft geforscht, interdisziplinär mit dem ebenfalls in Ruhstorf a. d. Rott angesiedelten Schwerpunkt Agrarökosysteme und weiteren Arbeitsgruppen der LfL. Besonderes Augenmerk wird auf zielgruppenspezifischen Wissenstransfer gelegt, der auch wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird.

Das Ende 2019 in Grub von der LfL ins Leben gerufene digitale Experimentierfeld „DigiMilch“, das mit rd. 3,4 Mio. € vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird, hat sich als feste Größe beim Thema Datenvernetzung auf landwirtschaftlichen Milchviehbetrieben etabliert und über Feld- und Stalltage sowie digitale Formate eine große Zahl von Landwirten eingebunden. Es werden fünf Anwendungsbereiche der Milchviehhaltung näher untersucht. Dazu zählen Wirtschaftsdünger-Management, Ertragsermittlung im Grünland und Ackerfutterbau, die Verbesserung des Fütterungsmanagements sowie vernetzte Stallroboter und vernetzte tierindividuelle Sensoren. Letztere dienen unter anderem der Steigerung von Tiergesundheit und Tierwohl.

Im Juni 2021 wurde zur Stärkung des Agrarstandortes Bayern ein offenes „Kompetenznetzwerk Digitale Landwirtschaft Bayern („KNEDL“)“ unter dem Dach von Bayern Innovativ gestartet. Die Vernetzung von relevanten bayerischen Akteuren aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft soll schneller als bisher angepasste digitale Lösungen in den Einsatz auf den Betrieben bringen und die digitalen Möglichkeiten in der Landwirtschaft sowohl im Agrarsektor als auch in anderen Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen greifbar machen. Inzwischen ist das Netzwerk 2023 auf mehr als 3 000 Newsletter Abonnenten angewachsen

Ländliche Entwicklung

Im Bereich der Digitalisierung bietet die Verwaltung für Ländliche Entwicklung Gemeinden und interkommunalen Kooperationen umfangreiche Unterstützungen an.

Digitale Transformation und Ländliche Entwicklung bedeuten:

  • Eine Digitalisierungsstrategie und deren Umsetzung hilft dem ländlichen Raum: Kompetenzen, Produkte, Dienstleistungen erfahren Schritt für Schritt eine Generalüberholung zu einer neuen Wertschöpfung trotz Dezentralität.
  • Im Dorf der Zukunft sind die Einrichtungen der Grundversorgung analog/digital gut erreichbar.
  • Durch den Ausbau der baulichen, sozialen und digitalen Infrastrukturen sowie den koordinierten Einsatz der verschiedenen Förderinstrumente Integrierte Ländliche Entwicklung, Gemeinde- und Dorfentwicklung wird eine vitale (Dorf-)Gemeinschaft und anpassungsfähige Region (Resilienz) unterstützt. Ein wichtiger Schritt zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in ganz Bayern!
  • In der Planung und Umsetzung der Maßnahmen werden neben bewährten, analogen auch digitale Planungstools und Werkzeuge eingesetzt, um die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen.

So können in der Dorferneuerung smarte digitale Anwendungen zur medizinischen Versorgung, zur Verbesserung der Mobilität und der Nahversorgung, aber auch für Kultur- und Freizeitangebote erarbeitet und grundsätzlich auch gefördert werden. Im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklungen zur Unterstützung und Begleitung interkommunaler Kooperationen können Digitalisierungsprojekte auch über das Regionalbudget unterstützt werden.

Im Modellprojekt „Digitales Dorf“ erarbeitete die Bayerische Staatsregierung ressortübergreifend und in Kooperation mit Forschungseinrichtungen digitale Lösungen, wie mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien den Herausforderungen ländlicher Räume begegnet werden kann. Die erarbeiteten Lösungen und digitalen Anwendungen wurden im Projekt „Smarte Gemeinde – auf dem Weg in eine digitale Zukunft“ auf weitere Gemeinden und Integrierte Ländliche Entwicklungen bedarfsgerecht übertragen und weiterentwickelt.

Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die in den „Smarten Gemeinden“ gesammelt wurden, wurden in einem „Digitalisierungs-Leitfaden“ zusammengefasst und allen Kommunen Bayerns zur Verfügung gestellt. So soll ein Beitrag für eine eigenständige, flächendeckende digitale Transformation in den ländlichen Räumen geleistet werden.

Ernährung

Die Gemeinschaftsverpflegung bietet ein großes Potential für den Einsatz (bio-)regionaler Lebensmittel. Eine der Herausforderungen dabei ist Erzeuger, Verarbeiter, den Handel und die Gemeinschaftsverpflegung zusammenzubringen. Die Online-Plattform www.regio-verpflegung.bayern bietet allen Mitgliedern der Wertschöpfungskette die Möglichkeit, online auf ihr Angebot bzw. ihren Bedarf an (bio-)regionalen Lebensmitteln aufmerksam zu machen. Die Plattform ist speziell auf die Gemeinschaftsverpflegung zugeschnitten und Teil der Genuss Trilogie „Wirt sucht Bauer“ und „Regionales Bayern“. Derzeit sind über 500 Betriebe registriert.

Wissensportal „Ernährungsradar“

Mit den Partnern am Campus Kulmbach, Universität Bayreuth und Akademie für Neue Medien e. V. wurde am Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) das Web-Portal „Ernährungsradar“ entwickelt. Die Plattform ging im September 2023 im Rahmen einer erfolgreichen öffentlichen Veranstaltung online. Der „Ernährungsradar“ wendet sich an Multiplikatoren in der Ernährungsbranche und stellt zeitnah, kompakt und attraktiv wissenschaftlich fundierte Informationen in unterschiedlichen Formaten (Dossier, Kommentar, Bewertung, Interview) zu den Themen rund um Ernährung und Gesundheit zur Verfügung. Damit trennt er „Fake from Facts“ und „Mythen von Wahrheiten“ und „verstärkt das Signal über das Rauschen“ im öffentlichen Diskurs. Als „Nutrition Science Media Center“ soll der Ernährungsradar im Netz zur Anlaufstelle für Medienvertreter und Fachleute und zur Referenz für Ernährungsinformation in der DACH-Region werden. Content-Partnerschaften mit renommierten, komplementären und gleichgesinnten Institutionen und Plattformen sind dazu in der Vorbereitung.

Verbraucher-App zum nachhaltigen Einkauf

Das innovative Projekt „KISusCheck – Nachhaltiger Einkaufsassistent“ verbindet Künstliche-Intelligenz mit Lebensmittelwissen und wurde im Februar 2024 planmäßig nach drei Jahren erfolgreich am KErn mit den Partnern IBM und fortiss abgeschlossen: Die Pilot-App gibt den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine digitale Entscheidungshilfe für den nachhaltigen Einkauf von Lebensmitteln. Damit verbundene Ziele sind, eine größtmögliche Transparenz in der Lebensmittelkette für den Verbraucher zu schaffen, den Umgang mit Lebensmitteln und deren Wertschätzung sowie das Einkaufsverhalten zu verbessern. Das Projekt wurde vom BMEL gefördert. Im Sinne der dauerhaften Bedienung von wichtigen Zukunftsthemen durch KErn, wird dieses Projekt nun in ein längerfristiges Programm überführt: Im gerade in der Entwicklung befindlichen Folgeprojekt „NutrifyME“ wird die Pilot-App zur Reife gebracht. Verbraucher sollen ihren Lebensmittel-Einkaufswagen in punkto Nachhaltigkeit und Gesundheit bewerten können, basierend auf in Barcodes hinterlegten Produktinformationen.