Anpassungsstrategien an den Klimawandel
Die Bayerische Klima-Anpassungsstrategie (BayKLAS) wurde 2016 aktualisiert und weiterentwickelt, um die klimasensitiven Bereiche in Wirtschaft, Landwirtschaft, Gesellschaft, Infrastruktur und Natur Bayerns bestmöglich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Das Maßnahmenprogramm zur Umsetzung des Bayerischen Klimaschutzgesetzes enthält einzelne Maßnahmen zur Klimaanpassung.
Die Landwirtschaft ist im besonderen Maße vom Klimawandel und seinen Auswirkungen betroffen. Experten prognostizieren für Bayern langfristig einen Anstieg der mittleren Temperaturen, sowie die Zunahme extremer Wetterlagen. Mit folgenden Auswirkungen ist verstärkt zu rechnen:
- Trockenschäden durch veränderte Niederschlagsmengen und -verteilung,
- Temperatur- und Strahlungsschäden, z. B. „Sonnenbrandflecken“ bei Getreide und Obst,
- Kälteschäden durch vermehrte und stärkere Kahlfrostereignisse, Spätfrostschäden im Obst- und Weinbau wegen immer früher einsetzenden Vegetationsperioden
- Ausbreitung von bisher bei uns weniger bekannten oder neu auftretenden Pflanzenschädlingen und -krankheiten, z. B. Maiszünsler, Kirschessigfliege,
- schlechtere Nährstoffverfügbarkeit durch Wassermangel,
- Zunahme von mit Insekten übertragenen Krankheitserregern, z. B. die von Mücken übertragene Blauzungenkrankheit oder das Schmallenberg-Virus bei Schafen, Ziegen und Rindern sowie
- verminderte Leistungsfähigkeit der Nutztiere während längerer Hitzeperioden.
Einen detaillierten Überblick bietet der Klima-Report Bayern 2021.
Ziel der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung ist es, Anpassungsstrategien an den Klimawandel weiterzuentwickeln und die Forschung ergänzend zu intensivieren. Zentrale Handlungsfelder sind dabei Züchtung, Bewässerung und Produktionstechnik. An der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) sowie am Technologie- und Förderzentrum für nachwachsende Rohstoffe (TFZ) werden an den Klimawandel angepasste Produktionssysteme und Techniken weiterentwickelt und erprobt. Dies beinhaltet auch die Erfassung des aktuellen Zustandes als eine wesentliche Voraussetzung, um Veränderungen festzustellen und die Folgen der Klimaänderung abschätzen zu können. Der Zustand von Boden, Klima, Vegetation und Fauna in der Kulturlandschaft wurde und wird auch zukünftig in Dauerbeobachtungs-Projekten in Bayern über lange Zeiträume erfasst. Darüber hinaus helfen Klimamodelle dabei, Auswirkungen abschätzen zu können. Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beraten zur Anpassung an den Klimawandel und beziehen das Thema in Bildungsangebote ein.
Züchtung
Die LfL forscht u. a. an der Züchtung leistungsfähiger, klimaangepasster, stresstoleranter und krankheitsresistenter Kulturpflanzen. Eine besondere Rolle spielen bei der Züchtung die Erhaltung und Nutzung der genetischen Vielfalt bei Nutzpflanzen und die Erfassung der Wechselwirkung zwischen Pflanze und Klima. Nur durch regional gepflegte genetische Ressourcen und eine aktive Züchtungsarbeit unter den bayerischen Bedingungen (Klima, Boden, etc.) ist eine stetige und ausreichende Anpassung der Sorten an neue Herausforderungen (z. B. Klimawandel) möglich.
Bewässerung
An der LWG werden ressourcenschonende Bewässerungsverfahren wissenschaftlich untersucht und weiterentwickelt. Es wurde eine Kompetenzstelle Bewässerung eingerichtet. Die LWG unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) bei der Umsetzung des Aktionsplans Bewässerung der Bayerischen Staatsregierung.
Angepasste Produktionssysteme
Landwirtschaftliche Produktionssysteme der Zukunft müssen an den Klimawandel angepasst sein. Zentral ist dabei u. a. die Bewässerung. Darüber hinaus sind im Pflanzenbau Humus konservierende Fruchtfolgen und Bodenbearbeitungssysteme als Wasserspeicher und zum Erosionsschutz von großer Bedeutung. Strategien zur besseren Nährstoffverfügbarkeit und Nährstoffversorgung, insbesondere in Trockenlagen gilt es weiterzuentwickeln.
Ein zentraler Baustein ist die Etablierung eines Forschungs- und Demonstrationsstandorts „Landwirtschaft in Trockenlagen“ auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau. Dort werden gezielte Lösungsansätze für die breite Praxis aufgezeigt. Schwarzenau soll damit zum Zentrum des Wissenstransfers zum Thema Landwirtschaft in Trockenlagen werden.
In der Tierhaltung ist die Weiterentwicklung von Stallsystemen und -einrichtungen zur Vermeidung von Hitzestress ein wichtiger Forschungsbereich.
Bayerisches Sonderprogramm für Versicherungsprämienzuschüsse Obst- und Weinbau (BayVOW)
Seit Januar 2021 werden Betriebe des Obst- und Weinbaus durch das ausschließlich mit Landesmitteln finanzierte BayVOW unterstützt, um die eigenverantwortliche einzelbetriebliche Risikovorsorge gegen klimabedingte Ertragseinbußen durch Abschluss einer Versicherung zu stärken. Die Antragsteller erhalten dabei einen Zuschuss von bis zu 50 % auf ihre Versicherungsprämien für Versicherungen des Fruchtertrags gegen Starkfrost, Sturm bzw. Starkregen. Folgende Kulturgruppen sind zuwendungsfähig: Kern- und Steinobst, Strauchbeeren, Erdbeeren, Industrie- und Mostobst sowie Tafel- und Weintrauben. Die Versicherungsverträge müssen sich dabei auf Anbauflächen in Bayern beziehen. Es ist zudem ein Selbstbehalt von mindestens 20 % notwendig. Im Jahr 2021 wurden 411 Förderanträge mit einem Gesamtzuschuss in Höhe von rd. 900.000 € bewilligt. Das Sonderprogramm wird im Jahr 2022 fortgeführt.
Wälder
Auch in den Wäldern Bayerns wird der Klimawandel immer deutlicher sichtbar. Wälder müssen rasch aktiv umgebaut werden, damit sie dem Klimawandel standhalten und auch künftig CO2 binden können. Deshalb werden die Anstrengungen zum schnellen Waldumbau von der Bayerischen Forstverwaltung bei der Beratung der Waldbesitzer noch weiter erhöht. Die Beratungshilfe für den Anbau von Baumarten und vor allem das deutlich attraktiver gestaltete waldbauliche Förderprogramm waren wichtige Weichenstellungen.