https://agrarbericht.bayern.de/landwirtschaft/bewaesserung.html

Bewässerung

Bereits 2018 hat der Ministerrat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) – dem auch die Wasserwirtschaftsverwaltung untersteht – und das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) beauftragt, den „Bayernweiten Aktionsplan für die Bewässerung“ auszuarbeiten und umzusetzen. Beide Ressorts arbeiten gemeinsam an der Umsetzung des Aktionsplans.

Der aufgrund des Klimawandels zunehmende Wasserbedarf ist für die bewässerungsbedürftigen Kulturen ein essenzieller wirtschaftlicher Faktor und steht zugleich einem teils erheblich zurückgehenden Wasserdargebot gegenüber. Die Ertragssicherung und das hohe Qualitätsniveau unserer regional erzeugten Produkte fordern neue Strategien für die landwirtschaftliche Bewässerung. Folgende Schwerpunkte wurden initiiert:

  • Das StMUV fördert die Erstellung von Konzepten für eine nachhaltige und umweltverträgliche Bewässerung. Bis Ende 2023 lagen bayernweit 27 Konzepte vor. Aus diesen Konzepten wurden im Jahr 2021 vier Pilotprojekte für eine Umsetzung von überbetrieblichen Bewässerungsinfrastrukturen vorausgewählt. Damit kann betrieblichen Zusammenschlüssen Wasser aus Niederschlägen, Oberflächengewässern oder Uferfiltrat über Speichereinrichtungen für die Bewässerung nutzbar gemacht werden. Vorausgewählt wurden drei Pilotprojekte aus dem unterfränkischen Weinbau (Oberschwarzach, Iphofen, Nordheim) und eines im mittelfränkischen Hopfen- und Baumobstbau (Spalter Hügelland).
  • Das StMELF fördert einzelbetriebliche Investitionen in ressourcenschonende Bewässerung über Zuschüsse für den Bau von Becken und Pumpen (Bayerisches Sonderprogramm Landwirtschaft), über Zuschüsse für Tropfbewässerung in Weingärten (Weinbauprogramm Teil A) und über Zuschüsse für digitale Steuerungstechnik und Sensorsysteme zur Analyse und Steuerung der Wasserversorgung im Freilandanbau (Bayerisches Sonderprogramm Landwirtschaft Digital).
  • Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) erhebt die Daten zum Wasserdargebot und dem Wasserbedarf in den 7 Schwerpunktgebieten landwirtschaftlicher Bewässerung in Bayern. Im Dezember 2022 konnten die hydrogeologischen Modelle der Regionen Hallertau, Jurahopfen, Ingolstädter Becken (hier finden Sie den Projektbericht) und Osterhofener Platte, Unteres Isartal und Vilstal (hier finden Sie den Projektbericht)
    fertiggestellt werden. Die weiteren Bewässerungsschwerpunktregionen werden folgen.
  • Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) intensiviert zusammen mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern (ALB Bayern) die Forschung im Bereich der Bewässerungssteuerung. Von 2020 bis 2023 wurde das Projekt „Ressourcenschonende und automatisierte Bewässerung in Landwirtschaft und Gartenbau“ mit einem Gesamtvolumen von rd. 1 Mio. € bearbeitet. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts können hier eingesehen. Ein Folgeprojekt zur Einbindung von Sensorsystemen in die Bewässerungssteuerung ist in Vorbereitung.
  • Die ALB Bayern baut im Auftrag von StMELF und StMUV mit einem Gesamtvolumen von rd. 430.000 € das „Bewässerungsforum Bayern“ auf. Das Bewässerungsforum ist ein neutrales, webbasiertes Informationsnetzwerk für eine effiziente und umweltschonende Bewässerung in Landwirtschaft, Gartenbau und Weinbau. Von Fachleuten der bayerischen Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung (z. B. LfU, LWG, LfL) und externen Experten abgestimmtes Wissen wird auf diese Weise der Praxis kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit Stand Januar 2024 konnten 16 Beratungsblätter zu verschiedenen bewässerungsrelevanten Themen veröffentlicht werden. Veranstaltungen und Seminare begleiten den Wissenstransfer. So haben im Frühjahr 2024 innovative landwirtschaftliche und gärtnerische Unternehmen an einem Praxistag gezeigt, wie sie mit den Herausforderungen rund um die Bewässerung umgehen.

Trotz des bereits 2018 ergriffenen Maßnahmenpakets zwingen die Schnelligkeit und das Ausmaß der Klimaveränderungen, auch im wasserreichen Land Bayern, zu einer Beschleunigung und Intensivierung der Anpassungsmaßnahmen an die Klimawandelfolgen. Aus diesem Grunde wurde durch die Staatskanzlei im Juni 2023 ein Runder Tisch „Wasserhaushalt und Wasserversorgung“ einberufen. Hier wurde die Idee entwickelt, vier Arbeitsbereiche zu initiieren, in denen ressortübergreifend themenspezifische Herausforderungen und Lösungen diskutiert werden sollen. Die Gesamtkoordinierung der vier Arbeitsbereiche liegt beim StMUV. Der Arbeitsbereich II „Klimaresiliente Land- und Forstbewirtschaftung und Flurgestaltung, Landschaftswasserhaushalt und Grundwasserneubildung“ wird vom StMELF betreut. Ziel ist es, im Verbund tragfähige Lösungsansätze für die komplexen und existentiellen Themen zu entwickeln sowie bereits laufende Aktivitäten zu forcieren und den Anpassungsprozess der Land- und Fortwirtschaft an die klimabedingten Veränderungen im Wasserhaushalt gemeinsam voranzubringen.