Boden- und Erosionsschutz
Die Böden sind die Grundlage unseres Lebens und Wirtschaftens sowie Basis für die Erzeugung von Lebensmitteln und Agrarrohstoffen. Sie sind eine begrenzte, in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbare Ressource und bedürfen deshalb eines besonderen Schutzes.
Erosionsschutz
Die Bodenerosion stellt neben der Inanspruchnahme von Agrarflächen für außerlandwirtschaftliche Zwecke die derzeit größte Gefährdung der Böden dar. Sie kann außerdem dazu führen, dass durch den Eintrag von Oberboden und Nährstoffen Oberflächengewässer beeinträchtigt oder z. B. Siedlungsbereiche oder Straßen verschlammt werden. In Bayern sind Ackerflächen insbesondere von Wassererosion betroffen. Steile Hänge, in Gefällerichtung bewirtschaftete Felder ohne Raine, Hecken, lange hängige Flächen o. Ä. sowie mangelnde Bodenbedeckung fördern die Erosion. Der Erosionsatlas Bayern zeigt die Risiken von Bodenerosion in ihrer räumlichen Differenzierung. Von Bodenerosion sind insbesondere die Ackerbaulagen des tertiären Hügellandes in Nieder- und Oberbayern sowie der Mainfränkischen Platten bedroht.
Um die Erosionsgefährdung von Ackerflächen bestimmen zu können und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die App „ABAG_interaktiv“ für Landwirte, Berater und die interessierte Öffentlichkeit komplett neu überarbeitet und durch eine moderne webbasierte App ersetzt, die von allen internetfähigen Endgeräten aus bedient werden kann. Diese basiert auf der Allgemeinen Bodenabtragsgleichung (ABAG). Mit Hilfe der App kann der Landwirt erkennen, welche Faktoren für die Erosion verantwortlich sind. Zusätzlich kann die App dazu genutzt werden, Maßnahmen zum Erosionsschutz auf seinen Flächen zu bewerten und geeignete Anbausysteme zu planen.
Neben der technischen Überarbeitung wurden bei der App in Zusammenarbeit mit der TU München und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) auch fachliche Aktualisierungen vorgenommen. So wurden die bayernweit neu berechneten Regenerosivitäten integriert und weiter aktualisiert sowie die Bestimmungsmöglichkeiten für die Bodenerodierbarkeit mittels Kartenviewer erweitert. Zusätzlich kann die Berechnung des Topografiefaktors, also der Hanglänge und Hangneigung mittels Karten wesentlich vereinfacht berechnet und dargestellt werden. Des Weiteren erleichtern die neu berechneten Bewirtschaftungsfaktoren zukünftig die detailliertere Bewertung des Einflusses der einzelnen Kulturen und deren Nachwirkung in den Fruchtfolgen sowie der Bewirtschaftungssysteme. Dabei wurden auch die Änderungen in der saisonalen Verteilung der Regenerosivität und in der Pflanzenentwicklung aufgrund des Klimawandels berücksichtigt. Dank der Weiterentwicklung ist es nun möglich, die oft sehr vielfältigen Fruchtfolgen des ökologischen Landbaus besser zu bewerten.
Die Zunahme der kleinräumigen außergewöhnlich heftigen Starkregenereignisse haben in den letzten Jahren in vielen Gebieten Bayerns Bodenabschwemmungen, Sturzfluten und Überschwemmungen ausgelöst. Neben dem Erosionsschutz auf der Fläche gewinnen damit Maßnahmen auf Landschaftsebene an Bedeutung. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, den Boden zu schützen, das Gefüge zu stabilisieren und die Infiltration und den Rückhalt in der Fläche zu stärken.
Im Rahmen verschiedener Fördermaßnahmen wie z. B. dem Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) werden die bayerischen Landwirte unterstützt, ihre Böden zu schützen und über die verpflichtenden Vorgaben hinaus Erosionsschutzmaßnahmen umzusetzen.
Die Gewässerschutzberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtshaft und Forsten berät und begleitet die Betriebe bei der Entwicklung und Umsetzung geeigneter Erosionsschutzmaßnahmen. Im Rahmen der Initiative boden:ständig zum Boden- und Gewässerschutz und für klimaangepasste Landschaften setzt die Verwaltung für Ländliche Entwicklung auf eine enge Partnerschaft von Landwirten, Gemeinden und Fachverwaltungen. Zentrales Anliegen dieser Angebote ist es, die Erosion und den Eintrag diffuser Nährstoffe in die Bäche mittels erosionsmindernder Bewirtschaftungsmethoden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und durch Maßnahmen zum Wasser-, Boden- und Nährstoffrückhalt in der Flur auf privaten und kommunalen Flächen zu verringern (siehe auch Gewässerschutz).